Zum Jahreswechsel 2020/2021 gingen die Bilder vom aufgestauten LKW-Verkehr bei der Abfertigung an der Grenze zu Großbritannien aus, durch die Medien. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand die dadurch entstehende Entwicklung auf unseren Lammfleischmarkt zu richtig einschätzen. Der Vollzug des lang angekündigten Brexit ließ nach den Expertenmeinungen optional verschiedene Szenarien zu.
Was aber dann an Realität letztendlich eintrat, konnte niemand genau vorhersehen. Durch den Austritt von Großbritannien aus der EU änderte sich der Status des Landes von einem Mitglied hin zu einem Drittland, wobei bis dato noch keine Zölle angefallen sind. Danach muss bei einem Grenzübertritt der Warenverkehr angemeldet werden. Dies führte dann dazu, dass die Exporteure nicht mehr einfach mit den Lammschlachtkörpern auf den LKW´s losfahren und erst auf der Fahrt den Verkauf organisieren konnten. Es musste nun der Bestimmungsort an der Grenze angemeldet werden. Einher mit dieser Entwicklung in Europa ging aber die weltweite Verknappung des Gutes Lammfleisches durch den immens gestiegenen Importbedarf von China, welcher immer mehr durch die klassischen Lammfleisch-Export-Länder Australien und Neuseeland direkt gestillt wurde. Die Exporte von dort in die EU, aber auch nach Großbritannien wurden zurückgefahren und der neue Kunde China hat eher nach ganzen Lämmer zu akzeptablen Preisen angefragt, als nach aufbereiteten Teilstücken.
Dies kam den Lammfleischvermarktern in Ozeanien entgegen. Für den deutschen Lammfleischmarkt hatte dies indirekt Auswirkungen. Vor dem Hintergrund, dass Großbritannien schon immer traditionell der Umschlagplatz in Europa für Lammfleisch aus Ozeanien war und nun die Exportware aus Australien und Neuseeland ausblieb, wurde das Lammfleisch im Lande knapper und die Preise stiegen in unübliche Höhe. Die seitherigen günstigen Offerten aus diesem Land gehörten der Vergangenheit an und so mancher Importeur, der sich auf die günstigen englischen Lämmer spezialisiert hatte, kannte auf einmal wieder die einheimischen Lammfleischvermarkter.
Die Vorhersagen der Markt-Experten gingen dahin, dass diese Entwicklung bis Mitte des Jahres 2021 anhalten werde und dann die Karten neu gemischt würden. Aber durch die weiter bestehende weltweite Lämmerknappheit, hielten und halten sich weiterhin die Lämmerpreise im unserem Land auf einem historisch nie dagewesenen stabilen Niveau. Wenn keine unvorhergesehenen Marktturbulenzen eintreten sind auch bis Mitte des neuen Jahres keine einschneidenden Änderungen zu erwarten, vorausgesetzt der angestrebte Qualitätsstandart von heimischem Lammfleisch kann gehalten werden.