Schafhaltung in Spanien: „Ein Kurzbesuch in der Extrematura“

In der Zeit vom 26.02. bis zum 01.03.2018 besuchte eine Delegation unserer Baden-Württembergischen Lammfleischerzeugergemeinschaft e.V. Schafhaltungsbetriebe in der Region Extrematura, in Spanien. Dieser Besuch kam auf Initiative der Fundación Monte Mediterráneo unter ihrer Vorsitzenden Ernestine Lüdecke und dem Präsidenten der Schafhaltergenossenschaft ALANSER, Juan Carlos Balmaseda, zu Stande. Diese besuchten unsere Erzeugergemeinschaft im Herbst 2017 anlässlich der Slow Schaf Messe (29. Oktober bis 01. November 2018) in Münsingen, wo wir ein Kooperationsabkommen unterschrieben haben.

Unser Interesse galt vor allem den Merino-Schafen in Spanien. Wir wollten die Nachkommen der Schafe sehen, welche im Jahre 1786 über Segovia zu uns nach Württemberg gekommen sind. Außerdem interessierte uns die dortige Organisationform der Schafhaltung.

Die Extrematura ist im südlichen Teil geprägt durch riesige weitläufige Weideflächen mit kargem Aufwuchs und geringem Niederschlag. Hier überwinterten früher die Herden der Großgrundbesitzer aus dem Norden, als die „Transhumanz“ der Schafhaltung in Spanien noch ein Teil des Ökosystems im Land war. Wie bei uns sind dort auch heutzutage Familien anzutreffen, welche ihre familiären Wurzeln im Norden haben. Auch heute stellen die Merinos den größten Rasseanteil in der Schafhaltung der Extrematura dar. Die Muttertiere wiegen nur 50 bis 60 kg, da ihr Nahrungsangebot sehr karg ist. Die Lämmer werden mit höchstens 30 kg geschlachtet und sind durch die anzutreffenden Umweltbedingungen für die Mutterschafe Konkurrenten um das knappe Futter. Das Lammfleisch ist sehr zart, saftig und schmeckt vorzüglich. Für das Produkt Lammfleisch hat die ALANSER Genossenschaft eine geschützte geographische Angabe nach EU-Recht eintragen lassen: die Marke Cordero de Extrematura (kurz CorderEx).

Die Erfassung der Lämmer, aber auch die Vermarktung der Wolle ist in Spanien, nach unserem Eindruck größtenteils genossenschaftlich organisiert. Hier unterscheidet man grundsätzlich in Genossenschaften I. Grades, in der die einzelnen Erzeugerbetriebe in der Region Mitglieder sind. In Genossenschaften II. Grades sind wiederum die einzelnen Genossenschaften I. Grades Mitglied. Diese sind die Betreiber von Schlachthöfen und Wollvermarktungseinheiten. Durch diese Organisationsform der Schafwirtschaft in Spanien und durch die großen Schafbestände (13 Millionen Schafe), konnten schlagkräftige Vermarktungseinheiten geschaffen werden, die einen Anschluss an den europäischen Lammfleischmarkt ermöglicht haben.

Nach anstrengenden drei Tagen und um ein einiges Wissen reicher, trat unsere Delegation den Heimweg an, mit der Gewissheit, dass wir ein interessantes Reiseziel für unsere im zweijährigen Rhythmus stattfindende EZG-Info- und Studienreise gefunden haben. Wir konnten einen über die Grenzen geschaffenen Erfahrungsaustausch und eine weitergehende Freundschaft mit anderen praktizierenden Schafhaltern in Europa ausbauen.