Am Mittwoch, dem 6. September trafen sich die Reiseteilnehmer der BW Lamm EZG in aller Frühe, um zu einer Info- und Studienfahrt nach Irland aufzubrechen. Traditioneller Start war der Parkplatz der Universität Hohenheim. Über das Fleischwerk der EDEKA Südwest in Rheinstetten ging es nach Frankfurt und von dort mit der Lufthansa Linienmaschine nach Dublin. Am Flughafen empfangen von der deutschsprachigen Reiseleiterin Gerlinde Steinle, brachen wir sogleich auf, um den ersten Programmpunkt, den Schlachthof der Kildare chilling in Kildare anzusehen. Die Firma ist stark auf den Export von Rind- und Lammfleisch nach Europa ausgerichtet. Vorwiegend werden Frankreich, Großbritannien und Schweden beliefert. Enorme Mengen von Lämmern und Schafen werden dort übers Jahr geschlachtet (ca. 600.000 Schafe und Lämmer sowie 100.000 Rinder), um anschließend zerlegt und nach den entsprechenden Kundenwünschen in unterschiedlichste Teilstücke aufbereitet zu werden. Das Verkaufsargument „Von der grünen Insel“ wird von den betreffenden Abnehmern gerne aufgenommen. Nach vielen Fragen der Reiseteilnehmer und umfangreichen Antworten des Betriebspersonals, erreichten wir kurz vor 20.00 Uhr unser Hotel Connemara Coast Hotel in der Nähe von Galway.
Am 2. Tag besuchten wir das halbstaatliche TEAGASC Schafforschungszentrum in Athenry.
Dieser Programmpunkt brachte unseren Schäfern einen einzigartigen und aufschlussreichen
Einblick in die Schafhaltung Irlands. Dabei wird unterschieden zwischen der Haltung von Schafen in den kargen Bergregionen (Hill-Lands) und der Lammfleischerzeugung in den von der Natur bevorzugten Flachland. Insgesamt gibt es in Irland ca. 3.000 schafhaltende Betriebe, deren durchschnittliche Herdengröße bei 120 Muttertieren liegt und mit ca. 30 ha Fläche ausgestattet sind. Von diesen 3.000 Betrieben bewirtschaften 1/6 ihre Farm als Vollerwerbsbetrieb. Die durchschnittliche Herdengröße bei diesen Betrieben liegt bei 500 Mutterschafen und einer Flächenausstattung von 100 ha. Durchschnittlich werden in Irland 1,3 Lämmer pro Mutterschaf und Jahr erzeugt. Dahingegen ergibt die Erzeugung in der Hill-Region, in Folge der spärlichen Futtergrundlage, nur 0,8 Lämmer pro Mutterschaf und Jahr. In den Grass-Land-Regionen werden vorwiegend Mutterschafe der Rassen Suffolk, Texel, Belclare und Bergschafkreuzungen gehalten. Gekreuzt wird mit den Vaterrassen Suffolk, Texel und Charollais, um die Schlachtkörper zu verbessern. Das durchschnittliche Schlachtgewicht liegt bei 16-21 kg, wobei zu bestimmten Jahreszeiten nur bis 21 kg durch die irischen Schlachtereien ausbezahlt werden. Dies ist dann vorwiegend in den Sommermonaten der Fall. Der Lämmerpreis hat sich in Irland nachhaltig verbessert, wobei der Auszahlungspreis während unserer Reise bei nur 4,90 € incl. Steuer gelegen haben soll. Eine straff organisierte Lammfleischerzeugung, wie sie von England durch die sogenannte Stratification bekannt ist, konnten wir bei der Beschreibung der Schafhaltung Irland nicht feststellen. Wobei die Lämmer der Hill Rassen doch schon eher im Flachland, bei besserer Futterausstattung, ausgemästet werden. Natürlich ist auch die Wertigkeit des Low-Grass-Land um einiges höher als in Deutschland. Es herrscht immer ein frischer Wind, der vom Atlantik hereinströmt, so dass die Lämmer eher Grundfutter orientiert und gesund ausgemästet werden.
Es gab noch zahlreiche weitere Ausführungen von Mr. Creighton zur Schafhaltung in Irland, wobei er auf die einzelnen aktuell laufenden Projekte einging. Eine Broschüre über die momentanen Studien wurde jedem Reiseteilnehmer ausgehändigt und ergänzte die Informationen reichlich. Nach der Besichtigung der Versuchsstation und um einiges Wissenswertes reicher, setzten wir unsere Reise fort, die uns nun in die traumhaft schöne und reizvolle Naturlandschaft Irlands führte.
Die Bergschaffarm Leenane mit einer Vorführung der Country Sheepdogs von Mr. Joyces war nun das nächste Ziel. Bei leichtem Nieselregen, aber trotzdem traumhaften Landschaft, zeigten die Hunde ihr Können beim Herabholen der Schafe von dem umliegenden Berg. Selbständiges Arbeiten, bei gleichzeitigen Befehlen mit unterschiedlichen Pfeiftönen, belegte die außerordentliche Disziplin der eingesetzten Hunde. Mit nassen Kleidern und um eine weitere Erfahrung reicher, strebten wir wieder unserem Hotel am Connemara Beach zu.
Am Freitagmorgen starteten wir zu einer Fahrt entlang der Küste durch das „Burren“. Der Burren ist bekannt für seine einzigartige Landschaft – eine 160 km² große Fläche aus kahlem Sandstein, einer Mondlandschaft gleich – und seine einzigartige Flora. Es gibt etwa 20 wild wachsende Orchideen-Arten im Burren. Ziel waren die Klippen von Moher (Cliffs of Moher). Dieses beeindruckende Naturschauspiel zog die Reiseteilnehmer in einen ungeahnten Bann, ca. 200 m hohe Klippen stürzen senkrecht in die atlantische Brandung und erstrecken sich über 8 km entlang der Küste.
Von hier aus setzten wir unsere Fahrt fort in Richtung Cork zu der Schafsfarm von Mr. Denneh, der 75 ha mit 300 Mutterschafen und der Aufzucht von Milchvieh-Kälbern bewirtschaftet. Der intensive Grasaufwuchs, versetzt mit Ölrettich-Einsaat, ermöglicht eine Lammfleischerzeugung ausschließlich auf Grünland, was bei uns in Süddeutschland auf Kalkmagerrasen eher schwierig umzusetzen ist. Durch den Absatz der Schlachtlämmer über ein örtliches Metzgerfachgeschäft, erzeugt die Farm eher schwerere Schlachtkörper bis 25 kg, was über den üblichen gewerblichen Markt nicht möglich wäre. Nach langer Diskussion setzten wir unsere Fahrt zum Clayton Hotel in Cork fort. Unmittelbar nach dem Zimmerbezug gab es gegen 20:00 Uhr ein regionales Abendessen.
Das erste Ziel am nächsten Vormittag war das Jameson Whiskey Center in Middleton. In den historischen Gebäuden wurde uns die Herstellung dieses Gebräus, basierend auf Gerste, eindrucksvoll erklärt. Eine kleine Kostprobe dieses kostbaren Gutes erfreute einen großen Teil unserer Reisegruppe.
Leider fiel der vorgesehene Besuch einer 1000köpfigen Mutterschaffarm mit angeschlossener Selbstvermarktung zwecks Terminüberschneidung aus und wir planten kurzfristig um und besuchten den in der Stadt gerade stattfindenden Streetfood-Market. Interessante und leckere Speisen an den unterschiedlichsten Ständen brachten uns die kulinarische regionale Küche näher, aber auch internationale Spezialitäten rundeten das Angebot auf dem Markt ab. Gesättigt an Speisen und Eindrücken, machten wir uns wieder auf den Weg.
Um uns die lange Busfahrt angenehmer zu gestalten, gab uns Frau Steinle einen Crashkurs in Yoga. Erholt kamen wir in die Gegend um Dublin ins County Wexford auf der Schafsfarm von M. Keegan an. Der junge dynamische Betriebsleiter stellte seine top-organisierte Farm vor. 400 Mutterschafe der Rasse Lleyn pflegen die knapp 100 ha Fläche. Der Betriebsleiter ist außerdem noch als Aushilfsunternehmer mit Maschineneinsatz tätig. Die Schafsrasse Lleyn hat im Moment in Irland enorme Zuwachsraten zu verzeichnen, Fruchtbarkeit und optimale Grünlandnutzung durch überdurchschnittliche Futterverwertung machen die Tiere dieser Rasse zu den fast am meisten gehaltenen Tieren in Irland. Mit seinem überdurchschnittlichen Wissen und dem optimal geführten Betrieb, ausgestattet mit funktionellen Hilfsmitteln und einem zweckmäßigen Stall, hinterließ der Besuch auf dem Betrieb von Mr. Keegan ein unvergessliches Erlebnis, das noch lange in Erinnerung der an der Studienfahrtbeteiligten Menschen als Eindruck von Irland hängen bleiben wird.
Spät abends, erreichten wir unser Hotel in der Innenstadt von Dublin. Im Anschluss an das Abendessen hielten Ulrich Rothweiler (Baden-Württembergische Lammfleischerzeugergemeinschaft) und Jürgen Mäder (GF Edeka Fleisch) einen kurzen Zwischenbericht zur Reise.
Am Sonntagmorgen stand noch eine Stadtbesichtigung von Dublin, der Besuch des berühmten Trinity College mit dem „Book of Kells“ und eine kurze Zeit zur freien Verfügung auf dem Programm.
Dublin ohne den Besuch des Guinness Storehouse geht nicht. Deshalb war dies der letzte Programmpunkt unserer 5-tägigen Irlandreise. Das Storehouse ist ein multimediales Museum – wobei die Herstellung des schwarzen Gebräus im Vordergrund steht – es geht selbstverständlich um das Guinness-Bier. Die Aussicht über Dublin aus der Skybar am Ende der Besichtigungstour war einfach gigantisch.
Leider blieb uns nach so vielen Eindrücken und Erlebnissen dann nur noch die Fahrt zum Flughafen und der Transfer nach Deutschland, wo wir mit Verspätung am frühen Montagmorgen ankamen.
Reicher um viel Erfahrungen, aber auch dankbar um die schöne Reise und gewonnenen Eindrücke auf der grünen Insel, wird dieses Erlebnis noch lange in den Köpfen der daran teilgenommenen Menschen weiterleben. Hoffentlich erscheint dann manches Alltagsgrau erhellt, mit den bunten Eindrücken und Erfahrungen dieser Reise wieder farbiger.